Ihr Name lässt vermuten, dass sie irgendetwas mit Tee zu tun haben muss. Die Teewurst enthält allerdings weder Tee noch Teeblätter. Wir erklären, wie die Teewurst zu ihrem außergewöhnlichen Namen kam und was sie tatsächlich mit Tee zu tun hat.
Rügenwalde: Der Ort, an dem alles begann
Als Geburtsort der Teewurst gilt die Stadt Rügenwalde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war sie eine Weltstadt, die insbesondere für ihre Wurst und Wurstmischungen bekannt war. Die kleine Stadt, die im hinteren Teil Pommerns gelegen ist, besaß außerdem einen Hafen. Dieser ermöglichte es den Wurst- und Fleischhändlern, einen regen Wurstwaren-Handel in allen Himmelsrichtungen zu betreiben.
Im Jahr 1834 gründete Carl Müller eine Wurstfabrik, deren Namen er von der Hafenstadt ableitete. So entstand die Rügenwalder Wurstfabrik, die bis heute Wurst- und Fleischwaren produziert. Da heute immer mehr Menschen auf Fleisch verzichten, vertreibt die Lebensmittelmarke mittlerweile übrigens auch fleischlose „Wurst“.
Das Geburtsjahr der Teewurst
Um das Jahr 1900 begann die Geschichte der Teewurst. Ihr Erfinder war allerdings nicht Fabrikgründer Carl Müller, sondern dessen gleichnamiger Sohn.
Dieser entwickelte eine Streichwurst, die eine Neuheit für den damaligen Markt bedeutete. Sie ließ sich günstig herstellen und zeichnete sich durch einen guten, aromatischen Geschmack aus. Die Streichwurst erlaubte eine einfache Konservierung, Verpackung und Portionierung sowie einen guten Transport. Außerdem mussten auch Menschen mit schlechten Zähnen, die sich um 1900 häufiger fanden als heute, nicht auf ihren Genuss verzichten.
Allerdings war die Herstellung der Teewurst zu ihren Anfängen noch nicht so einfach wie heutzutage. Da gute und effektive Zerkleinerungsmaschinen fehlten, fiel der Herstellungsprozess aufwendiger und arbeitsintensiver aus. Die Zutaten mussten zunächst in ihre kleinsten Teile zerlegt und anschließend fein gemahlen werden.
Außerdem erforderte die Streichwurst eine gewisse Reifezeit, um ihren Geschmack vollständig entwickeln zu können. Wurden diese Arbeitsschritte beachtet, konnte sich das Resultat sehen lassen: Es entstand eine Wurst, die einen kräftigen Geschmack mit einer feinen Note verband und sich so wachsender Beliebtheit erfreute.
Wie die Teewurst zu ihrem Namen kam
Die Streichwurst, die Carl Müller Junior entwickelt hatte, verdankte ihre Beliebtheit insbesondere ihres damaligen Preises. Sie war vergleichsweise günstig und auch die Arbeiterklasse konnte sich die Wurst leisten. Das war in der damaligen Zeit nicht selbstverständlich, da der Lohn oftmals sehr bescheiden ausfiel.
Die Teewurst besaß allerdings einen recht hohen Kaloriengehalt, der durch einen hohen Fettanteil zustande kam. Da der menschliche Körper unter anderem Fette benötigt, um diese in Energie umzuwandeln, reichten schon kleine Mengen der Streichwurst, um vom Brot satt zu werden.
Die Teewurst war eigentlich jedoch nicht für die Arbeiterklasse erfunden worden. Stattdessen sollte sie zur Teezeit gereicht werden. Der Tee am Nachmittag stellte früher eine wichtige Konstante im bürgerlichen Haushalt dar. Ergänzt wurde er in Rügenwalde eher durch Deftiges und weniger durch süße Speisen. Die neue Wurstkreation schaffte es recht schnell zu einer weitverbreiteten Speise während der Teezeit zu werden.
Als solche entwickelte sich der Name der Streichwurst im Laufe der Jahre. Da sie oft und gerne zur Teezeit konsumiert wurde, etablierte sich ihr heutiger Name. Unter der Bezeichnung Teewurst verbreitete sie sich mit der Zeit sogar weltweit und so ist die Rügenwalde noch heute durch die Erfindung auf dem Wurstmarkt bekannt.
Zusammenfassung: So erhielt die Teewurst ihren Namen
Um die ursprüngliche Frage noch einmal kurz aufzugreifen, lässt sich Folgendes zusammenfassen:
- Die Stadt Rügenwalde gilt als der Geburtsort der Teewurst, liegt im hinteren Teil Pommerns und besitzt einen Hafen, der einen weltweiten Wurst- und Fleischhandel erlaubte.
- Um 1900 erfand Carl Müller Junior eine neue Streichwurst, die sich durch einen pikanten Geschmack und einen günstigen Herstellungspreis von anderen Wurstwaren abhob.
- Sie fand schnell wachsende Beliebtheit und breitete sich insbesondere in der Arbeiterklasse als sättigendes Lebensmittel aus.
- Im bürgerlichen Haushalt wurde sie häufig zur Teezeit gereicht und erhielt deshalb im Laufe der Jahre den Namen der Teewurst.