Kaum ein anderes Heißgetränk ist so beliebt wie Kaffee. Hierzulande liegt der jährliche Kaffeekonsum sogar bei 168 Litern pro Kopf. Damit ist Kaffee das unangefochtene Lieblingsgetränk der Deutschen!
Neben seinem charakteristischen Geschmack dürfte das vor allem an seiner Wirkung liegen: Kaffee macht wach. Oder zumindest fühlt es sich für uns so an. Warum das so ist und welche körpereigenen Prozesse hierbei eine Rolle spielen, erklären wir in diesem Artikel. Außerdem widmen wir uns der spannenden Frage, ob Kaffee auf Dauer vielleicht doch eher müde als wach macht.
Warum wir müde werden
Bevor wir klären können, warum Kaffee wach macht, müssen wir erst einmal verstehen, warum wir überhaupt müde werden. Das ist ein sehr komplexer Prozess, den wir hier zum besseren Verständnis halber auf das Wesentliche herunterbrechen werden.
Wenn wir unseren täglichen Aktivitäten nachgehen, produziert der Körper mit der Zeit immer mehr von einer wichtigen Substanz des Energiestoffwechsels. Sie trägt den Namen Adenosin.
Adenosin verlangsamt die Gehirnaktivität und wird auch als der „Sandmann im Körper“ bezeichnet. Es ist neben ein paar anderen körpereigenen Botenstoffen daran beteiligt, dass wir müde werden und irgendwann einschlafen.
In unserem Gehirn gibt es nämlich spezielle Rezeptoren, die perfekt auf die Aufnahme von Adenosin programmiert sind und entsprechende Signale an den Körper senden. Das geschieht, sobald sich das Adenosin an die Rezeptoren bindet.
Ist der Stoff angedockt, wird die Gehirnaktivität allmählich zurückgefahren und wir fühlen uns schläfrig. Das mag abends ein angenehmer Effekt sein, kann zu früh aber durchaus stören. Da wir nicht den ganzen Tag verschlafen können und anstrengende (Arbeits-)Tage gefühlt sowieso zu kurz ausfallen, kommt vielen der Kaffee mit seiner aufputschenden Wirkung sehr gelegen.
Koffein im Kaffee macht wach
Glaubt man der allgemeinen Annahme, macht Kaffee wach und wir fühlen uns dadurch nicht mehr schläfrig. Wie so oft ist dies nur die halbe Wahrheit, denn eigentlich macht Kaffee gar nicht wach, sondern verhindert nur, dass wir Müdigkeit spüren.
Warum das so ist, verrät uns ein Blick auf die Wirkungsmechanismen des Koffeins, der stimulierenden Substanz, die auf natürliche Weise im beliebten Heißgetränk enthalten ist.
Das im Kaffee befindliche Koffein nehmen wir bei der Verdauung in unsere Blutbahn auf, worüber es unser Gehirn erreicht. In seiner chemischen Form ähnelt Koffein dem Adenosin so stark, dass es dort ebenfalls an die Adenosinrezeptoren andockt bzw. diese blockiert, sodass der ermüdende Effekt des Adenosins gehemmt wird. Die Gehirnaktivität wird nicht verlangsamt, infolgedessen bleiben wir (länger) wach.
Der Effekt hält jedoch nur so lange an, bis die Leber das Koffein wieder abgebaut hat. Anschließend kehrt die Müdigkeit zurück und wir fühlen uns möglicherweise noch erschöpfter, da wir die Körpersignale nur künstlich unterdrückt haben.
Bohnen und Zubereitungsmethode entscheiden über Koffeingehalt
Die Erkenntnis, dass zu viel Kaffeekonsum negative Auswirkungen auf unser Schlafverhalten haben kann, hält kaum jemanden vom regelmäßigen Genuss des Heißgetränks ab. Wer den Geschmack nicht missen will, hat schließlich auch die Möglichkeit, entkoffeinierten Kaffee zu trinken oder den Koffeingehalt durch die Zubereitungsmethode zu kontrollieren.
Es gibt aktuell 9 etablierte Kaffee-Methoden. Dazu zählen:
- Instant-Kaffee: 26 mg Koffein / 100 ml
- French Press: 90 mg / 100 ml
- Handfilter: 70 mg / 100 ml
- Seihkanne: variabel
- Bialetti / Espresso-Kanne: variabel
- Filterkaffee: 50 mg / 100 ml
- Kaffeepads: 80 mg / 100 ml
- Kapselmaschinen: 80 mg / 100 ml
- Kaffee aus dem Vollautomaten: variabel
Die angegebenen Werte sind allesamt Durchschnittswerte und können je nach aufgebrühter Kaffeemenge variieren, doch für einen groben Überblick dürfte das trotzdem reichen.
Neben der Sortenauswahl kann man den Koffeingehalt mit einem Vollautomaten noch genauer steuern. Das geht, indem beispielsweise ein feinerer oder gröberer Mahlgrad ausgewählt oder die Wassertemperatur verändert wird.
Zusammenfassung: Warum Kaffee wach macht – und müde
Zusammenfassend können wir die Frage, warum Kaffee wacht macht, wie folgt beantworten:
Kaffee macht deshalb wach, da das darin enthaltene Koffein unser Gehirn austrickst und die Müdigkeit künstlich unterdrückt. Nichtsdestotrotz braucht unser Körper seinen Schlaf, um sich zu erholen und in Träumen das Erlebte zu verarbeiten.
Umso mehr Kaffee man also trinkt, desto mehr unterdrückte Müdigkeit staut sich an, was schließlich in noch mehr Erschöpfung mündet. Sobald die Wirkung des Getränks verflogen ist, fühlen wir uns dann noch müder als sonst.