In den Medien wird immer wieder über die allgemein bedrückenden politischen Verhältnisse und den Bürgerkrieg in Syrien berichtet – in Deutschland wissen jedoch die wenigsten, was die Gründe für diesen Krieg sind und wie groß das Ausmaß der gesamten Problematik tatsächlich ist. Wir haben etwas nachgeforscht und beleuchten einige der wichtigsten Hintergründe zur Situation in dem Land.
Der Bürgerkrieg in Syrien – Beginn und Auslöser
Der derzeitige Bürgerkrieg in Syrien begann im Jahre 2011. Warum der heutige Krieg in Syrien entfachte ist eine komplexe Frage, zu deren korrekter Beantwortung eine Reihe von verschiedenen, vornehmlich politischen und religiösen Faktoren hinzugezogen werden müssen. Syrien ist ein Land in dem seit Jahrzehnten die Baath-Partei regiert. Deren politische Führer stammen aus der Familie der Assad. Der aktuelle Staatspräsident Baschar al-Assad ist der Sohn des ehemaligen und verstorbenen Präsidenten Hafiz al-Assad. Er übernahm im Jahre 1970 durch einen militärischen Putsch die Macht.
Syrien ist ein Land, in dem verschiedene Bevölkerungsgruppen und religiöse Ausprägungen der islamischen Religion reichlich Potential für Konflikte liefern. Beiden Präsidenten gelang es nicht, das Land an den westlichen Lebensstandard anzupassen. Missernten, ein starkes Bevölkerungswachstum und eine allgemeine Rückständigkeit, sowie die Politik der „harten Hand“ gegenüber religiösen Fundamentalisten verstärkten die Spannungen im Laufe der Regierung von Hafiz al-Assad. Er konnte gegensätzliche politische Meinungen zwar unterdrücken, allerdings wurden durch seinen Tot und die Machtübernahme durch seinen Sohn die Gräben wieder geöffnet.
Ein weiterer Umstand, der den Bürgerkrieg in Syrien entfachte, war der „Arabische Frühling„. In der syrischen Stadt Daraa protestierten im März 2011 mehrere Demonstranten gegen die Verhaftung von Kindern. Die politische Führung ging zuerst mit Kräften der Polizei, anschließend mit militärischen Mitteln gewaltsam gegen die Demonstranten vor. Daraus resultierte die Gründung der Freie Syrischen Armee (FSA) im Juli 2011. Vermehrt desertierten Soldaten der regulären syrischen Armee, sodass diese geschätzt 20 Prozent ihrer Schlagkraft verlor. Es stellten sich erste militärische Verluste für die syrischen Streitkräfte ein, während die Truppenzahl der FSA auf knapp 60.000 Mann anwuchs. Man kann im Allgemeinen davon ausgehen, dass die FSA von westlichen Mächten mit finanziellen und militärischen Gütern versorgt wurde und wird.
Wer kämpft in Syrien?
Die Lage in Syrien war bis 2013 recht eindeutig: Die FSA kämpfte in einem Bürgerkrieg gegen die Truppen der regulären syrischen Armeen. Das geschah mehr oder minder erfolgreich. Im Prinzip hätte der Bürgerkrieg so weiter gehen können, wäre es nicht im Interesse anderer Großmächte der Region und Weltmächte gewesen, den Konflikt auszuweiten. Russland unterstützte offiziell schon immer die Machthaber in Syrien, während die Amerikaner und die restliche westliche Welt vor allem der FSA zugetan sind. 2013 trat die schiitische Hisbollah, vermutlich mit Unterstützung des Irans in den Konflikt auf der Seite von Assad bei und sorgte so für eine Ausweitung des Bürgerkrieges.
Im Jahr 2014 kam zusätzlich noch der „Islamische Staat“ (IS) ins Spiel. Dieser wurde allerdings von fast allen im Krieg beteiligten Parteien und von amerikanischen Lufttruppen bekämpft, sodass er seit 2015 keine entscheidende Rolle mehr im Bürgerkrieg spielt.
Warum der Krieg in Syrien die Zukunft des Landes bestimmt
Warum wird der Krieg in Syrien weitergeführt? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Klar ist, dass es sich mittlerweile auch um einen Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland handelt. Zwar ist das Engagement der USA deutlich geringer im Vergleich zu dem Engagement Russlands, allerdings wird sich durch diese Tatsache der Krieg auch in der Zukunft noch in die Länge ziehen.
Der Vorwurf, dass das syrische Regime Giftgas gegen die Rebellen und die IS, und auch gegen seine eigene Bevölkerung einsetzte hat sich erhärtet. Die syrische Regierung wird deswegen von der westlichen Welt weitestgehend sehr kritisch beurteilt. Für die Bevölkerung in ganz Syrien ist der Krieg eine humanitäre und wirtschaftliche Katastrophe. Die Kindersterblichkeit ist stark angestiegen, die Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Dienstleistungen, sowie mit Bildung ist in den letzten Jahren sehr stark rückläufig.
Auch in der Zukunft ist nicht mit einer Verbesserung der Lage zu rechnen. Allerdings steht ein Sieg der Rebellen auch nicht bevor und durch die Unterstützung Russlands wird eine positive Entwicklung hin zu einer demokratischen oder nur friedlichen Lösung weitestgehend gesperrt. Der Bürgerkrieg in Syrien wird noch einige Jahre andauern, da sich keine der beiden großen und beteiligten Weltmächte dazu durchringen kann, final einzugreifen. Warum Krieg in Syrien ist, und was man dagegen tun kann – das sollte auch eine Frage der Weltpolitik sein, die es schnellstmöglich zu lösen gilt.