Die Chinesische Mauer zieht jedes Jahr rund zehn Millionen Touristen nach China. Sie ist eine der weltweit meistbesuchten Sehenswürdigkeiten und das, obwohl sie bereits 2.700 Jahre alt ist. Bis heute ist sie die längste Mauer der Welt. Doch was hat die Chinesen vor Jahrtausenden dazu bewogen, eine solch eindrucksvolle Mauer zu bauen?
Viele kleine Reiche errichten Lehmmauern
Im 7. Jahrhundert vor Christus sah die Welt noch ganz anders aus als heute. China, wie wir es heute kennen, war zum damaligen Zeitpunkt in viele kleine Reiche unterteilt. Einige dieser Reiche bekriegten sich untereinander. Um das eigene Reich zu schützen, errichteten die damaligen Machthaber an verschiedenen Stellen Lehmmauern. Um mehrere Jahrzehnte bestehen zu können, wurden diese Mauern mit Stroh- und Reisigschichten ausgestattet.
Verbindung der Mauern in der Qin-Dynastie
Im Jahr 230 vor Christus vereinte Qin Shihuangdi China und wurde so zum ersten chinesischen Kaiser. Rund zehn Jahre später begann er mit dem planmäßigen Ausbau der chinesischen Mauer, um die Nordgrenzen des Reiches gegen nomadische Reitervölker schützen zu können. Da Lehm zum damaligen Zeitpunkt Mangelware war, entschied man sich, stabile Natursteinplatten für den Mauerbau zu nutzen.
Die bereits vorhandenen Lehmmauern, die in den Jahrhunderten zuvor errichtet wurden, wurden natürlich weiterhin genutzt. So wuchsen die Mauerabschnitte nach und nach zusammen. Bestehende Mauern, die in Tälern erbaut worden waren, wurden allerdings nicht berücksichtigt. Qin Shihangdi setzte nämlich darauf, seine Schutzmauer unterhalb der Kammlinie der Gebirge an den Nordabhängen zu errichten.
Der Ausbau der Mauer in der Jin-Dynastie
Der erstmalige Ausbau der Chinesischen Mauer durch den ersten Kaiser ist bereits über 2.200 Jahre her. Dass diese Mauer auch heute noch existiert, ist vor allem auf den weiteren Ausbau und auf den Umbau in der Jin-Dynastie zurückzuführen. In dieser Zeit, zwischen 1125 und 1234 nach Christus unternahm China immer wieder Strafexpeditionen in die Mongolei. Darum wurde auch die Große Mauer immer weiter verstärkt.
Die letzte große Ausbauphase in der Ming-Dynastie
Die Chinesische Mauer, wie wir sie heute kennen, entstammt der letzten großen Ausbauphase in der Zeit der Ming-Dynastie. Unter dem Kaiser Hongzhi begann 1493 der Bau der Ming-Mauer. Auch sie galt dem Schutz des chinesischen Reiches vor den Mongolen und wurde deshalb mit rund 300.000 chinesischen Soldaten besetzt. Gleichzeitig sollte sie aber auch eine bessere Überwachung des Handels sicherstellen.
Der Bau erfolgte entlang der Berge. Diese gaben der Mauer ihre natürliche Form vor. Hier kamen erneut Natursteine, aber auch gebrannte Steine zum Einsatz. Zusammengehalten werden sie bis heute von einem Mörtel aus gebranntem Kalk. Außerdem wurde sie für eine bessere Stabilität mit Sand, Lehm und Schotter gefüllt, was die Chinesische Mauer zu einer sogenannten Zyklopenmauer macht. Solche Zyklopenmauern lassen sich teilweise auch in den südlichen Regionen Europas finden.
Zusammenfassung
Die heutige Chinesische Mauer erstreckt sich über 15 Provinzen, Städte und autonome Gebiete Chinas. Ursprünglich sollten die einzelnen Mauerabschnitte aber die verschiedenen Reiche Chinas vor den Nachbarreichen schützen. Erst mit der Vereinigung der einzelnen Reiche und der Entstehung des chinesischen Reiches wuchs sie zur Großen Mauer zusammen, um als Schutz vor nomadischen Völkern und vor den Mongolen zu dienen.