Seit mehr als 40 Jahren ist der Strichcode ein typischer Anblick auf praktisch jeder Verpackung im Supermarkt. Wir begegnen ihm tagtäglich – fast immer, wenn wir etwas kaufen. Doch was hat es mit diesem schwarz-weißen Symbol, das auch als Streifencode, Barcode oder Balkencode bezeichnet wird, eigentlich genau auf sich? Warum gibt es den Strichcode?
Viele gute Gründe für den Strichcode
Als im Jahre 1974 in den USA das erste mit einem Strichcode versehene Produkt ins Sortiment genommen wurde, hatte dies allen voran praktische Gründe und wurde nicht etwas als ausgeklügelter Werbetrick eingeführt. Die Entwickler hatten sich Gedanken darüber gemacht, wie sich die Bezahlvorgänge an der Ladenkasse optimieren und beschleunigen lassen könnten. Es sollte nicht nur für die Kunden kürzere Wartezeiten und weniger Schlangestehen mit sich bringen, sondern auch den Mitarbeitern an der Kasse die Arbeit erleichtern.
Statt alle Daten manuell ermitteln zu müssen, war es durch den Strichcode nur noch erforderlich, diesen mit einem entsprechenden Barcodescanner oder Lesegerät zu scannen – schon wurden alle relevanten Daten, angefangen beim Preis des Artikels, erfasst. Letztendlich half die flächendeckende Einführung des Strichcodes, die in Europa Ende der 1970er Jahre ihren Anfang nahm, auch die Verwaltungs- und Personalkosten der Einzelhandelsunternehmen zu senken. Denn da es ganz einfach schneller ging, wurde für die gleiche Arbeit weniger Personal an der Kasse benötigt.
Wie funktioniert ein Strichcode?
Ein Strichcode funktioniert nach einem relativ einfachen und einleuchtenden Prinzip. Es gibt verschiedene Arten von Strichcodes, wobei die bei uns im Handel verbreitete Variante der EAN Code ist. Diese Abkürzung steht für „European Article Number“. Eine kann von acht bis hin zu 13 Stellen enthalten, wobei eine Zahl davon eine Prüfziffer ist. Die Zahlen stehen auf den üblichen Handelsverpackungen jeweils unter einer Ansammlung unterschiedlich dicker, schwarzer Striche.
Schauen wir uns diese Striche nun einmal genauer an. Was für den Laien zunächst aussieht wie eine willkürliche Mixtur von Strichen, hat natürlich einen tieferen Sinn. Denn es handelt sich bei dem Strichcode um nichts anderes als einen von entsprechenden Scannern lesbaren Ausdruck der EAN. Dank diesem Strichcode muss der Mitarbeiter im Supermarkt diesen lediglich kurz mit einem passenden Gerät erfassen und schon erfasst die Kasse den Artikel und seinen Preis korrekt. Der unscheinbar wirkende Balken informiert jedoch nicht nur über die Artikelbezeichnung und den derzeitigen Verkaufspreis, sondern auch Daten zum Mehrwertsteuersatz und noch einiges mehr werden erfasst.
Eine Methode, die sich nach und nach verbreitete
Heute wissen wir die Vorzüge des Strichcodes wie selbstverständlich zu schätzen. Dies war jedoch nicht von Anfang an so. Nachdem in den USA ein Kaugummi als allererstes, mit einem Strichcode versehenes Produkt über die Ladentheke gewandert war, erfolgte die weitere Verbreitung weniger zügig, als viele annehmen würden. 1976 einigten sich die europäischen Länder zumindest auf ein einheitliches System, das später als EAN bezeichnet werden sollte.
Zwar gab es schon 1977 in einem Augsburger Supermarkt die erste Kasse mit einem Barcode-Scanner, es dauerte jedoch noch bis in die späten 1980er Jahre hinein, bis sich die Technik tatsächlich auf breiter Ebene durchsetzte. Heute finden wir lediglich auf etwa zwei Prozent aller in Deutschland angebotenen Lebensmittel keinen Strichcode.
Deutschlands große Discounter als Spätstarter
Obwohl Deutschland international betrachtet in vielerlei Hinsicht zu den wirtschaftlichen Vorreitern zählt (so herrscht in Deutschland zum Beispiel bereits seit 1883 die Versicherungspflicht), dauerte es vergleichsweise lange, bis sich Deutschlands große Discounter zur Einführung des Strichcodes entschieden. So nahm Aldi-Süd erst im Jahr 2000 mit entsprechenden Scannern ausgestattete Kassen in Betrieb, was bei den Kunden und auch dem Kassenpersonal der Kette naturgemäß für Begeisterung sorgte. Aldi-Nord ließ sich sogar noch drei Jahre länger Zeit, ehe dort das Sortiment mit Strichcodes versehen wurde. Vorher gab es bei den Discountern ein eigenes Produktnummern-System und an der Kasse mussten die Artikel einzeln eingetippt werden.
Der Strichcode verrät die Herkunft eines Produkts
Wenn wir herausfinden möchten, aus welchem Land ein Produkt stammt, lohnt sich ein Blick auf den Strichcode beziehungsweise die unter ihm abgedruckten Zahlen. Diese verraten dem fachkundigen Betrachter nämlich im Handumdrehen die Herkunft des Erzeugnisses. So stehen EAN-Nummern die mit Zahlen zwischen 400 und 440 beginnen, für Deutschland. Kommt ein Produkt aus Österreich, dann bewegt es sich im Nummernbereich zwischen 900 und 919. Erzeugnisse aus Frankreich haben eine Nummer, die sich im Bereich zwischen 300 und 379 bewegt.
Welche Strichcode-Arten gibt es?
Wie bereits angedeutet, gibt es nicht nur den typischen Barcode mit EAN, sondern auch noch zahlreiche andere Varianten. Schauen wir uns eine Auswahl der am weitesten verbreiteten Strichcodes einmal im Detail an:
EAN-13, GTIN-13 | Dies ist der typische, im Einzelhandel verbreitete Strichcode, der Produkte mit einer europäischen Artikelnummer ausweist |
Code 128 | Dieser Strichcode ist in diversen Bereichen weit verbreitet und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Datendichte aus |
GS1-128, EAN-128 | Dies ist ein Strichcode, der als Sonderform des Code 128 gilt. Er kommt vor allem in den Bereichen Industrie und Handel zur Anwendung, wo mit ihm beispielsweise Warenlieferungen und Paletten ausgezeichnet werden |
ISBN-13 | Die Bezeichnung ISBN dürfte allen Leseratten geläufig sein. Mit der sogenannten International Standard Book Number werden Bücher unverwechselbar gekennzeichnet |
QR Code | Der QR-Code ist kein klassischer Strichcode, funktioniert jedoch letztendlich nach einem ähnlichen Prinzip. Er lässt sich mit der entsprechenden Smartphone-App auslesen |
Neben den genannten Arten von Strichcodes gibt es noch viele weitere. So finden wir auf Zeitschriften etwa eine ISSN (International Standard Serial Number) und auf Tonträgern eine ISMN (International Standard Music Number). Wie wir erkennen können, geht in Handel und Industrie heutzutage kaum noch etwas ohne Strichcodes.
Hat der Strichcode eine Zukunft?
Werden wir uns in hundert Jahren immer noch die Frage „Warum gibt es den Strichcode? stellen“? Eine verlässliche Antwort hierauf zu geben, fällt verständlicherweise schwer. Fest steht: Mittlerweile gibt es neue, elektronische Varianten zur Erfassung der getätigten Einkäufe. Schon heute können wir in diversen Geschäften kontaktlos bezahlen. Der 2005 eingeführte elektronische Produktcode (EPS) funktioniert per Funk-Übertragung. Es ist also kein Barcode-Scanner mehr nötig, um einen etwaigen Strichcode per Hand zu scannen.
Heute lässt sich jedoch noch nicht verlässlich voraussagen, wie schnell sich die neue Technologie wirklich flächendeckend ausbreiten wird und wie sie von den Kunden angenommen wird. Es ist zumindest davon auszugehen, dass der herkömmliche Strichcode uns parallel noch eine ganze Weile erhalten bleibt. Zumindest in den nächsten Jahren dürfte er nicht so schnell komplett überflüssig werden.
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