Linkshänder sind ein recht seltenes Phänomen, doch tatsächlich sind geschätzt etwa 10 bis 15 Prozent der Menschen davon betroffen. Im Gegensatz zu Rechtshändern erledigen sie die meisten primären Aktionen mit ihrer linken Hand. Doch woher kommt die Linkshändigkeit überhaupt?
Beginnen wir unsere Wissensreise mit einem interessanten Fakt: 5 der letzten 7 Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika waren Linkshänder! Dennoch bleibt es dabei, dass die Linkshändigkeit nur bei einem geringen Anteil der Weltbevölkerung auftritt. Rund 90 Prozent der Menschen sind nämlich rechtshändig, das heißt ihre rechte Hand ist ihre dominante Hand, mit der sie die meisten Dinge im Alltag bewegen. Um das Phänomen der Linkshänder zu ergründen, werfen wir nun einen Blick auf die Evolution und verschiedene Theorien, die uns die Wissenschaft bis dato präsentiert.
Eines können wir jedoch gleich vorwegnehmen: sowohl bei Linkshändern als auch bei Rechtshändern können die Hände einschlafen, denn das hat nichts mit der Handdominanz zu tun. Unterschiede ergeben sich aber möglicherweise beim Schriftbild einer linkshändigen Person gegenüber dem einer rechtshändigen Person. Warum das so ist? Hierfür gibt es unterschiedliche Theorien…
Linkshänder und das Phänomen der Handdominanz
Handdominanz ist ein einzigartiges Merkmal unter Menschen und Primaten. Auch wenn viele Tiere wie Katzen und Hunde oft eine Pfote vor der anderen bevorzugen, ist die Aufteilung zwischen Rechts- und Linkshänder im Tierreich ungefähr gleich, weshalb man hier kaum von einer auffälligen Handdominanz sprechen kann.
Obwohl viele glauben, dass es ein Gen für die Hand-Präferenz eines Individuums geben muss, haben Wissenschaftler bis heute noch kein Gen entdeckt, das die dominante Hand bestimmt. Für eine solche Theorie spräche auf jeden Fall die Tatsache, dass die gleiche Händigkeit vermehrt innerhalb von Familien auftritt, was jedoch nicht zeitgleich bedeutet, dass sie erblich ist.
Identische Zwillinge, die die gleichen Gene haben, haben nicht immer die gleiche dominante Hand. Es gibt aber auch viele weitere Theorien, darunter die Vorstellung, dass unsere rechtshändige Welt ein evolutionäres Nebenprodukt der Zusammenarbeit zwischen Menschen ist.
Evolution & Co. – Theorien zur Linkshändigkeit
Laut einer Studie, die 2012 veröffentlicht wurde, haben kooperative Handlungen, wie das Teilen von Werkzeugen das Vorhandensein einer dominanten Hand innerhalb einer Gruppe begünstigt, so dass jeder die gleichen Werkzeuge und Dinge benutzen konnte.
Die allgemein akzeptierte Theorie jedoch ist, dass die Dominanz der Hände mit der Asymmetrie unseres Gehirns verbunden ist. Unser Gehirn ist kontralateral aufgebaut, was bedeutet, dass die linke Gehirnhälfte, die für gewöhnlich Sprache und logisches Denken verarbeitet, für die Steuerung unserer rechten Körperhälfte zuständig ist. Währenddessen sorgt die rechte Gehirnhälfte, die unter anderem dem räumlichen Denken dient, für die Steuerung unserer linken Körperhälfte.
Das Gehirn unserer Primatenverwandten funktioniert auf eine ähnliche Weise, aber Wissenschaftler glauben, dass das menschliche Gehirn noch differenzierter zu betrachten ist und die Gehirnhälften abgeschirmter voneinander arbeiten als bei den Tieren.
Um ein Beispiel dafür zu geben, wie komplex das menschliche Denkzentrum wirklich ist, können wir das Phänomen der Farbwahrnehmung nennen. Denn für diese Art der Wahrnehmung verändert sich der Ort ihrer Verarbeitung im Gehirn mit der Zeit. Die kategoriale Farbwahrnehmung findet bei Kindern nämlich für gewöhnlich noch in der rechten Gehirnhälfte statt, während sie im Erwachsenenalter dann die Seite wechselt, und in der linken Gehirnhälfte stattfindet.
Warum die Gehirnhälften Linkshänder und Rechtshänder bestimmen
Es ist kein Zufall, dass die Seite unseres Gehirns, die für die Sprache zuständig ist, auch jene Hand kontrolliert, mit der die Schriftsprache produziert wird. Daraus resultierend kam man auch auf die Idee, dass natürliche Selektion die Mehrheit der Rechtshänder hervorgebracht hat – eben gerade weil unsere linke Gehirnhälfte unserer rechten Hand „sagt“, wie man schreibt.
Diese Theorie wird durch Studien unterstützt, die ergeben haben, dass viele Linkshänder dazu neigen, die Sprache in beiden Gehirnhälften gleichmäßiger zu verarbeiten und in einigen Fällen sogar ganz auf der rechten Seite des Gehirns. Dahingehend liegt die Vermutung nahe, dass Linkshänder zwar nicht ihre Linkshändigkeit erben, aber möglicherweise die neurologischen Eigenheiten einer dominanten linken Gehirnhälfte. Wir sind jedenfalls gespannt, bis sich das Rätsel durch neue und umfassende Erkenntnisse vollständig lösen wird.