Warum wird der Regenwald abgeholzt?

Der Mensch gilt zweifelsfrei als die dominanteste Tierart des Planeten Erde und macht sie sich seit Jahrtausenden immer mehr zu eigen. Er zivilisiert, industrialisiert – und vor allem breitet er sich aus. Und dafür muss Platz her. Doch warum wird der Regenwald abgeholzt? Ginge es nicht auch ohne die Vernichtung des wertvollen Lebensraums vieler Tiere? Wir klären auf, wieso die Abholzung überhaupt stattfindet und welche Dinge dahinter stecken.

Ursachen und Folgen warum der Regenwald abgeholzt wird
Wird auch dieser idyllische Regenwald abgeholzt? Und wenn ja, wofür eigentlich?

Für was wird der Wald vernichtet?

Die offensichtlichste Ressource, die durch die Abholzung von Regenwald gewonnen wird, ist das Tropenholz. Neben der Herstellung hochwertiger, exotischer Tropenholzmöbel, wird es auch zur simplen Papierherstellung verwendet. Außer dem Handel mit exotischem Holz ermöglicht die Rodung des Regenwaldes außerdem teilweise den Zugriff auf seltene Bodenschätze wie Eisenerz, Gold, Öl oder Gas. In der Regel wird für diese Zwecke eine simple Abholzung (das Fällen der Bäume) betrieben, allerdings wird der Regenwald unter anderem auch durch Brandrodung vernichtet, um den entstandenen Platz auf andere Art und Weise nutzen zu können.

Rohstoffplantage statt Regenwald

Wenn der Wald brandgerodet wird, dann meistens, um an seiner Stelle Rohstoffplantagen anzulegen. Der Waldboden ist nach Abbrennen aller Bäume und dem Einsinken derer Asche temporär mit ihren Nährstoffen angereichert und kann so zum Beispiel für den Bau von Soja- oder Palmölplantagen genutzt werden. Oft wird der Platz nach Anlegung neuen Weidegrundes auf dem ehemaligen Waldgebiet auch für den Bau von Rinderfarmen für die Fleisch- und Milchindustrie genutzt.

Welche Konsequenzen hat die Vernichtung des Regenwaldes?

Der Regenwald beheimatet viele nur in ihm vorkommende und daher vom Aussterben bedrohte Tierarten, deren Bestände durch die voranschreitende Zerstörung ihres Lebensraumes stets schrumpfen. Zahlreiche Arten sind durch die anhaltende Zerstörung ihres Lebensraumes bereits vollständig ausgestorben. Allein 15 Arten von Papageien sind derzeit vom Aussterben bedroht. Neben den unzähligen Tierarten beherbergt ein Regenwald außerdem noch eine Pflanzenartenvielfalt, die uns in dieser Form kaum an einem anderen Ort unserer Erde begegnen wird.

Besonders die riesigen tropischen Bäume spielen für unseren Planeten in Bezug auf den Klimawandel eine wichtige Rolle. Regenwälder speichern dank ihnen enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid und wandeln dieses innerhalb der Fotosynthese wieder in den für die Tiere und uns Menschen lebenswichtigen Sauerstoff um. Die Vernichtung der Regenwälder sorgt aber dafür, dass dieses Kohlenstoffdioxid wieder in die Atmosphäre freigegeben wird und hindert die Pflanzen so an der Umwandlung in Sauerstoff. Hierdurch wird der Treibhauseffekt verstärkt und der Klimawandel vorangetrieben.

Interessanter Fakt: ohne die Erdatmosphäre gäbe es zwar keinen Treibhauseffekt, aber ebensowenig wäre überhaupt Leben wie wir es kennen möglich. Einer der nächstgelegenen Himmelskörper ohne Atmosphäre ist der Mond. Ohne entsprechenden Raumanzug würden unsere Lebensfunktionen aufgrund des dort vorherrschenden Vakuums nicht aufrecht erhalten werden können.

Zurück zum eigentlichen Thema: Durch die Zerstörung des Regenwaldes wird auch sein einzigartiger, vollständiger Wasserkreislauf gestört, was ungleiche Wasserverteilung rund um den Globus als Konsequenz nach sich zieht. Der Wissenschaftler Boris Sakschewski vom Institut für Klimafolgenforschung Potsdam betont in einem Artikel der Süddeutschen, dass das gigantische Wasserförderband unseres Planeten durch die anhaltende Verkleinerung der Waldgebiete langfristig gestört werde, sodass bereits jetzt unmittelbarer Handlungsbedarf bestehe. Die Auswirkungen begünstigen vor allem die weitere Ausbreitung von unfruchtbaren und unbewohnbaren Wüstengebieten.

Vereinzelt kommt es darüber hinaus vor, dass im abzuholzenden Wald Ureinwohner heimisch sind, die zum Zwecke des Rohstoffabbaus oder der Platznutzung aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Wer vernichtet den Regenwald und warum?

Im Großteil der Fälle wird die Vernichtung des Regenwaldes von großen staatlichen oder privaten Firmen vorangetrieben und durchgeführt. Diese wollen durch den Platz- oder Ressourcengewinn meist längerfristige wirtschaftliche Vorteile für sich selbst schaffen. Nicht zuletzt liegt es aber ebenso an unserem Konsumverhalten, welches die rabiaten Vorgehensweisen, die wir mancherorts erleben, erst so attraktiv für Unternehmen gemacht hat. Jeder sollte sich demnach selbst die Frage stellen, wie er vielleicht selbst, wenngleich auch nur indirekt, zur Abholzung des Regenwaldes beiträgt und daraufhin gegebenenfalls sein Konsumverhalten ändern.

Zusammenfassung

Die weltweite Vernichtung des Regenwaldes im großen Stil hat nicht nur im Tier- und Pflanzenreich gravierende Folgen, sondern gefährdet auch das klimatische Gleichgewicht unseres gesamten Planeten und somit auf lange Sicht seine Bewohnbarkeit. Die Abholzung bzw. Brandrodung wird in den allermeisten Fällen von privaten oder staatlichen Unternehmen zum Gewinn eigener wirtschaftlicher Vorteile durchgeführt.

Die bei der Regenwald-Zerstörung erhaltenen Rohstoffe werden weiterverarbeitet und verkauft und/oder der frei geräumte Platz wird zum Anlegen von Plantagen oder Weidegründen genutzt. Zusammenfassend lässt sich erkennen, dass die Vernichtung des Regenwaldes gravierende negative Folgen nach sich zieht, während sie doch meistens simple, wirtschaftliche Motive bedient.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.