Warum brauchen Industrie und Handwerk Hebetechnik?

Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat sich Deutschland zu einer der bedeutendsten Industrienationen weltweit entwickelt. Bis heute sorgen hierzulande immer wieder neue technische Innovationen dafür, dass viele Herstellungs- und Verarbeitungsprozesse in Industrie und Handwerk weiter automatisiert werden können. Hierfür werden technische Anlagen zu den verschiedensten Zwecken entwickelt. Einer dieser Zwecke ist das Heben schwerer Güter und Materialien. Wir haben uns die Frage gestellt, ob Industrie und Handwerk überhaupt noch ohne Hebetechnik und andere entsprechende Maschinen bestehen könnten und wie ein solches Szenario aussehen würde.

Hebetechnik in Industrie und Handwerk

Nutzten schon die Ägypter Hebetechnik?

Werfen wir zunächst einen Blick in das Geschichtsbuch und betrachten dabei die monumentalen Bauwerke der Ägypter: die Pyramiden. Es ist kaum verwunderlich, dass sich um den Bau der Pyramiden viele Verschwörungstheorien und Mythen ranken. Allein die Cheops-Pyramide besteht aus etwa 2,6 Millionen einzelnen Steinblöcken, von denen jeder einzelne durchschnittlich zweieinhalb Tonnen wiegt.

Es gibt schlichtweg keine eindeutige Erklärung dafür, wie es den tausenden Arbeitern in der Antike gelang, ein Bauwerk dieses Ausmaßes zu errichten. Zwar versuchen unzählige Theorien zum Steintransport beim Bau der ägyptischen Pyramiden Antworten auf alle offenen Fragen zu geben, dennoch ist diesbezüglich bisher kein wissenschaftlicher Durchbruch erzielt worden.

Der wohl naheliegendste Erklärungsansatz geht jedoch davon aus, dass auch die Ägypter schon damals maschinelle Vorrichtungen verwendeten, um die tonnenschweren Steinblöcke bewegen zu können. Doch selbst wenn diese Theorie zutreffen würde, änderte dies nichts an der Tatsache, dass ein enormer Bedarf an Arbeitern und Muskelkraft bestand. Nicht ohne Grund lag die durchschnittliche Lebenserwartung der ägyptischen Arbeiter, die am Pyramidenbau beteiligt waren, bei gerade einmal 35 Jahren.

Heutige Hebetechnik und ihr Nutzen

Auch heute errichten wir riesige Bauwerke. Skyscraper und Hochhäuser aus massiven Betonblöcken und anderen Werkstoffen verwandeln Städte in Metropolen und lassen diese zu wichtigen wirtschaftlichen Standorten heranwachsen. Der Bau solcher Gebäude, der einst enorme Muskelkraft erfordert hätte, kann nunmehr durch die Hebetechnik mit einem deutlich geringeren Arbeits- und Zeitaufwand erledigt werden. Dabei helfen zum Beispiel Kräne und Hebebühnen auf Großbaustellen, große Bauteile an den gewünschten Ort zu transportieren.

Durch die maschinelle Lastenbewegung schafft es die Industrie unter anderem, selbst größere Bauvorhaben noch immer problemlos und in nur kurzer Zeit realisieren zu können. Die Anschaffungskosten der Hebetechnik für Industrie und Handwerk zahlen sich schnell aus, da diese unter den Personalkosten liegen, mit denen ohne die entsprechenden Anschaffungen zu rechnen wäre.

Prinzipien und Einsatzzwecke

Je nach Zweck kommen verschiedene hebetechnische Vorrichtungen zum Einsatz. Sie bedienen sich unterschiedlicher physikalischer Prinzipien und ergänzen sich teilweise gegenseitig. Zu den grundlegenden Methoden zählen Hebel, Keile, Flaschenzüge und Gewindespindeln. Eine weitere Hebetechnik kam im Verlauf der späten Industrialisierung hinzu: zu dieser Zeit wurde die Hydraulik „erfunden“. Sie macht sich das physikalische Phänomen der Druckdifferenz zunutze und gilt als weitverbreitete Hebetechnik. Die meisten Hubwagen, die im Übrigen sowohl in größeren verarbeitenden Fabriken, aber auch in kleineren Handwerksbetrieben zum Einsatz kommen, nutzen Hydraulik. Mit ihnen lassen sich allerhand Lasten wie zum Beispiel Holz, Metallteile oder Ziegel auf Paletten auf einfachste Weise

Auch Elektrokettenzüge sind hierzulande eine beliebte hebetechnische Anlage. Der Motor dieser Hebezeuge wird über Strom betrieben und bewegt eine Seilwinde, mit der sich Lasten von bis zu mehreren Tonnen problemlos heben lassen. Anzutreffen ist eine solche Vorrichtung in vielen Werkstätten, in denen das Anheben von Lasten regelmäßig an ein und demselben Ort stattfindet. So zählt der Elektrokettenzug zum Beispiel in vielen Autowerkstätten zum festen Inventar, der den Berufsalltag erleichtert und die Montage von Bauteilen selbst an schwer zu erreichenden Stellen des Fahrzeugs ermöglicht.

Zusammenfassung

Eingangs stellten wir uns die Frage, wie die heutige Industrie und das Handwerk wohl ohne die Hebetechnik aussehen würden. Nun, betrachten wir all die Vorteile, die mit ihr einhergehen und stellen uns vor, wie sich die Arbeit ohne diese gestalten würde, kommen wir zu einer recht eindeutigen Antwort. Einerseits müssten Unternehmen wieder deutlich mehr Personal einstellen, andererseits würde auch der zeitliche Aufwand parallel dazu ansteigen. Dies wiederum hätte zur Folge, dass die Preise für handwerkliche Dienstleistungen, ebenso wie industriell verarbeitete Produkte enorm in die Höhe schießen würden. Letzten Endes müsste der Verbraucher die Kosten hierfür tragen, was wohl kaum im Sinne der Allgemeinheit sein dürfte.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.