Wir alle kennen Kuhmilch. Ob wir sie mögen oder nicht – das „weiße Gold“ ist aus den Supermarktregalen kaum mehr wegzudenken. Doch warum geben Kühe überhaupt Milch? Und wie kamen wir Menschen darauf, diese für uns als Lebensmittel zu nutzen? Diese und weitere Fragen möchten wir gern klären.
Das weibliche Hausrind, die Kuh, gibt ein erstes Mal Milch, wenn sie ein Kälbchen geboren hat. So ist das übrigens bei allen Säugetieren und auch beim Menschen.
Nur bei der sogenannten Muttertierhaltung verbleibt das Kalb bei seiner Mutter. In den meisten Rinderzuchtbetrieben wird das Kalb jedoch von der Mutter getrennt und kommt in eine separate Kälberaufzucht, wo es Ersatznahrung bekommt. Die weiße Kuhmilch des Muttertiers, die eigentlich für das Kälbchen bestimmt war, kann sich nun der Mensch für seine Ernährung zunutze machen.
Aus der Milch produzieren wir auch Käse, Jogurt und Butter. Das sind alles Lebensmittel, auf die heute kaum noch jemand verzichten möchte. Sie gehören der allgemeinen Meinung nach zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährungsweise. Vorausgesetzt natürlich, man ist nicht gegen den in der Milch enthaltenen Zucker, die Laktose allergisch. Man spricht in einem solchen Fall auch von einer Laktoseintoleranz.
Geben Kühe unaufhörlich Milch?
Wenn Mutter und Kind getrennt werden, ist das auch für Kühe und Kälber ein äußerst schmerzlicher Prozess. Doch in der Milchviehhaltung geht das leider oftmals nicht anders. Die Wegnahme des Kälbchens wird in konventionellen Milchbetrieben ebenso praktiziert wie auf Bio-Bauernhöfen.
Bis zu sechs Wochen nach der Geburt des Kalbes ist die Milchleistung der Kuh noch am höchsten. Dann fällt sie leicht ab. Deshalb wird die Kuh schon bald wieder künstlich besamt, sodass sie erneut schwanger wird.
Kurz bevor die Kuh ihr neues Kalb bekommt, wird ihr eine Ruhepause von vier bis acht Wochen gegeben. In dieser Zeit kann sich das Gewebe des Euters etwas erholen und das Tier kann sich auf den nächsten Milcheinschuss vorbereiten.
In manchen Betrieben darf die Kuh ihr Kalb behalten. Sie darf es säugen, wird aber auch noch zusätzlich gemolken. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Aufzucht der Kälber sogenannten Ammen zu überlassen. Ammen sind Milchkühe, die eigens für die Versorgung von Kälbern gehalten werden und die nicht noch zusätzlich gemolken werden.
Der Trend zur Muttertierhaltung und zur an Ammen gebundenen Kälberaufzucht hat in den letzten Jahren zum Glück wieder zugenommen. Immer mehr Bauern lassen die Kälber bei ihren Müttern. Manche für ein paar Wochen, andere für ein paar Monate. In einigen Betrieben werden die Kälber auch nur nachts von den Mutterkühen getrennt, dürfen aber tagsüber mit ihnen auf die Weide.
Wie kam die Kuh zum Menschen?
Rinder und damit auch Kühe stammen von domestizierten Auerochsen ab, die auch Ure genannt werden. Die Domestizierung ging bereits vor etwa 10.000 Jahren vonstatten als der Mensch sesshaft wurde.
Die Wildform des Rindes gilt inzwischen bedauerlicher Weise als ausgerottet. Der letzte Auerochse starb vermutlich im frühen 17. Jahrhundert. Andere Wildrinder wie Büffel, Zebus oder Bisons leben noch in überschaubaren Populationen in der freien Natur. Die Auerochsen wurden zunächst wegen ihrer Leistung als Zugtier und wegen ihres Fleisches domestiziert, bald aber auch wegen ihrer Milch.
Rinder (lateinisch: Bos taurus) gehören zur Familie der Hornträger und zur Unterordnung der Wiederkäuer. Im Laufe der Jahrtausende haben sich ganz unterschiedliche Rinderrassen herausgebildet. Manche Rassen haben eine besonders hohe Milchleistung. Zu diesen gehören das oft im Norden und Mitteldeutschland beheimatete Fleckvieh, das zahlreich im Allgäu und in Tirol lebende Braunvieh und die Rasse Holstein-Frisian.
Milchkuh oder Galtvieh? Die Bezeichnungen des Rindes
Die Jungtiere des Rindes werden als Kälber bezeichnet. Sie geben selbst noch keine Milch, ernähren sich hingegen aber von dieser. Ab einem Alter von vier Monaten nennt der Bauer das Kalb Fresser, weil es sich nun auch von Raufutter ernähren kann.
Ein weibliches zuchtreifes Rind wird Färse genannt. Nach dem ersten Kalben (der ersten Geburt) wird aus der Färse eine Kuh. Ein sterilisiertes weibliches Rind heißt Schnitzkalbin. Geschlechtsreife männliche Hausrinder sind Bullen oder auch Stiere. Ein kastriertes männliches Rind bezeichnet man als Ochse.
In den unterschiedlichen Regionen und Landschaften gibt es noch weitere Bezeichnungen für weibliche und männliche Rinder verschiedenen Alters. Auch die Bezeichnungen Jungvieh für Kälber, Galtvieh für unfruchtbare Tiere, Melkvieh für Milchkühe und Goldvieh für tragende Kühe sind auf dem Land weit verbreitet.