Man möchte gar nicht darüber nachdenken, aber über 3500 Arten von Kakerlaken leben derzeit auf unserem Planeten. Wir können aber Entwarnung geben – nur etwa 30 dieser Arten haben sich an den Menschen angepasst. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass besagte 30 Kakerlakenarten um uns herum leben könnten!
Weltweite Verbreitung der Kakerlake
Kakerlaken zählen zu den bekanntesten Schädlingen weltweit. Kein Wunder also, dass Menschen immer versuchen, sie zu töten. Aber egal wie oft wir sie zerstampfen, zerquetschen oder mit giftigen Chemikalien bombardieren – die Schädlinge scheinen immer wieder aufzutauchen und verbreiten sich allmählich auch immer schneller im Lande. Zwar geschieht das noch lange nicht in der Geschwindigkeit, mit der sich der sich andere Schädlingsarten wie zum Beispiel der Buchsbaumzünsler ausbreiten, dennoch trifft man gerade in Großsstadtregionen immer häufiger auf die kleinen bräunlichen Krabbeltiere. Wo diese ungewollten Insekten herkommen und wie man sie am besten von Haus und Wohnung fern hält, erläutern wir in diesem Artikel.
Die Kakerlake, die in unseren Breitengraden auch als Schabe bekannt ist, dürfte auch aufgrund des bekannten Kinderlieds so ziemlich jedem ein Begriff sein. Periplaneta Americana, die amerikanische Kakerlake, stammt eigentlich aus Afrika, nicht aus Amerika. Im 16. Jahrhundert gelangte sie in die USA, indem sie über Boote eingeschleust wurde. Seitdem hat sie sich in fast alle Ecken der Welt ausgebreitet und gilt heute als weitverbreitetste Kakerlakenart. Glücklicherweise sind wir in Deutschland den Kakerlakenplagen bis dato noch entgangen, was jedoch nicht heißt, es gäbe hierzulande keine Exemplare der ungebetenen Insekten.
Unglaubliche Fakten zum Insekt
Neue Forschungen zeigten, dass das Tier ein umfangreiches Genom aufweist. Und zwar eines der größten aller bisher untersuchten Insekten. Vielleicht sind es ihre komplexen Gene, die die Kakerlake zu dem Überlebensmeister machen Werfen wir in diesem Zusammenhang doch mal einen Blick auf die sogenannte Chemorezeption. Durch diesen Prozess riechen und schmecken Kakerlaken ihre Umgebung. Es wurde bereits wissenschaftlich bewiesen, dass die Krabbeltiere viel besser im Riechen und Essen sind, als die meisten anderen Insekten.
Die amerikanische Kakerlake hat 154 Geruchsrezeptoren und 544 Geschmacksrezeptoren. Das sind mehr als jedes andere Insekt auf dem Planeten besitzt. Obwohl jede Geschmacksnuance von Kakerlaken wahrgenommen werden dürfte, sind sie keine wählerischen Esser. Sicher, sie mögen Käse, Fleisch und Zucker am liebsten, aber ebenso essen sie zur Not auch Dinge wie Pappe, menschliche Zehennägel, verrottendes Fleisch, Blut und Exkremente. Teilweise haben sie sich sogar selbst zum Verspeisen gern. Tatsächlich sind Kakerlaken bekannt dafür, dass sie andere tote oder verkrüppelte Kakerlaken einfach auffressen – alles zur Sicherstellung des eigenen Überlebens, versteht sich.
Allesfresser dank Entgiftungsenzymen
Es klingt ekelhaft, aber dieser breitgefächerte Speiseplan macht es ihnen sehr einfach zu überleben. Für die meisten Tiere jedoch wäre ein Essverhalten wie das der Kakerlaken giftig und zugleich tödlich. Kakerlaken besitzen eine Gene namens Cytochrom P450, die ihr dabei helfen, eigentlich für sie giftigen Chemikalien (wie sie etwa in Pfefferminz enthalten sind) zu widerstehen. Das Insekt kann dank seiner Genetik selbst Entgiftungsenzymen herstellen und wird immun gegen bestimmte (Schad-)Stoffe. Darüber hinaus verfügt die Kakerlake ohnehin schon über ein ausgeprägtes Immunsystem, das schädliche Mikroben und Pilze aufspürt und abtötet. Selbst die unhygienischste Umgebung wird für die amerikanische Kakerlake auf diese Weise zum „Fünf-Sterne-Hotel“.
Noch nicht ekelhaft genug?
Man kann es sich kaum vorstellen, aber Kakerlaken können fast eine Woche ohne Kopf leben! Ja, das ist kein Mythos. Sie haben kein unter hohem Druck stehendes Netz von Blutgefäßen wie wir Menschen, deshalb bluten sie nicht aus. Stattdessen werden ihre Hälse die Wunde weitestgehend verschließen. Sie können zwar keinen ganzen Kopf regenerieren, dennoch haben die Kakerlaken sogar einige regenerative Superkräfte in Petto, die sie in anderen Fällen einsetzen können.
In den ersten zwei Jahren ihres Lebens durchläuft die amerikanische Kakerlake eine Reihe von regenerativen Häutungen, während sie zu einem erwachsenen Tier heranreift. In jeder Häutungsstufe kann sie verlorene Gliedmaßen bei Bedarf ersetzen. Mit mehreren Häutungsvorgängen ist es den Schaben sogar möglich, Antennen und sogar Augen nachwachsen zu lassen.
Kakerlaken loswerden – so geht‘s
Kakerlaken sind vielleicht schwer zu töten, aber es gibt einen einfachen Weg, sie von der Küche fernzuhalten: Sauberkeit. Eine Kakerlake wird unter unhygienischen Bedingungen nicht nur überleben, sie genießt es sogar. Ihre erhöhten Sinne spüren verrottendes Essen auf, was sie letztlich als Mahlzeit genießt. Deshalb sollte man Lebensmittel in luftdichten Behältern aufbewahren. Außerdem sollten die Mülltonnen abgedeckt und feuchte Keller so trocken wie nur möglich gehalten werden.
Ebenfalls ist es ratsam, Bohrungen in den Wänden, unbenutzte elektrische Anschlüsse und besonders Abflüsse zu verstopfen. Denn die ungebetenen Gäste benutzen solche Öffnungen gern, um von den Abwasserkanälen in die Badezimmer nach oben zu klettern. Natürlich kann man das Risiko eines Kakerlakenbefalls nie ganz ausschließen, aber diese Vorkehrungen können nicht schaden und sorgen zusätzlich für ein besseres Gefühl.