Warum krähen Hähne? Das hat sich schon so manch einer gefragt. Mit dem morgendlichen Krähen folgt der Hahn einem Instinkt, der von einer inneren Uhr gesteuert wird. Der Kamm des Hahnes schwillt an und er markiert mit dem Ruf gewissermaßen sein Revier. Der Hahn will damit zum Ausdruck bringen, dass er der Herr dieses Hühnerhofes ist und ihn durchaus auch zu verteidigen weiß.
Im Frühjahr und im Sommer gehört das Krähen durchaus auch zum Balzverhalten männlicher Hühnervögel. Allerdings spielt bei domestizierten Hühnervögeln das Krähen als Balzruf keine Rolle mehr.
Es ist gerade unter Stadtbewohnern eine weit verbreiteter Irrglaube, dass der Hahn nur in den frühen Morgenstunden kräht. Das stimmt nicht. Wer einen Hühnerhof über längere Zeit beobachtet wird feststellen, dass der Hahn den ganzen Tag über immer wieder kräht.
Hühner gehen bekanntlich früh schlafen. Tatsächlich begrüßt der Hahn bei Morgengrauen gemeinsam mit den gackernden Hühnern den neuen Tag. Hennen legen im übrigen nicht nur Eier – sie sind genauso dazu in der Lage, zu krähen. Für die Landbewohner war das Krähen der Hähne in früheren Zeiten, noch bevor der Wecker erfunden wurde, tatsächlich ein Weckruf, ihr Tagwerk zu beginnen.
Hühner folgen ihrem Biorhythmus
Wie ein Forschungsergebnis aus dem Jahr 2013 zeigt, hat das Krähen der Hähne nichts mit dem zunehmenden Tageslicht zu tun. Japanische Forscher haben festgestellt, dass das Krähen der Hähne durch eine innere biologische Uhr gesteuert wird.
Die zu Forschungszwecken beobachteten Hähne krähten exakt auch dann zur selben Zeit, wenn sie ganz unterschiedlichen Lichtbedingungen ausgesetzt waren. Selbst als ein gänzlich anderer Verlauf von Tag und Nacht vorgetäuscht wurde, krähten die Hähne noch immer zwei Stunden vorm tatsächlichen Sonnenaufgang.
Hähne krähen auch dann, wenn sie das Krähen eines Artgenossen hören. In einem Dorf mit mehreren Hühnerhöfen kann sich das Krähen der Hähne dann wie ein Kettengesang anhören. Hähne und auch Hennen haben einen speziellen Stimmkopf, die Syrinx. Das ist ein aus Muskeln und Knorpel aufgebautes Organ, das im Übrigen auch dafür verantwortlich ist, dass Papageien sprechen können.
In der Bronchien der Tiere befinden sich zudem bewegliche Teile, die wie ein Resonanzkörper funktionieren. Diese Ausstattung macht das Krähen möglich. Da Hähne eine kräftigere Hals- und Brustmuskulatur und mehr Lungenvolumen haben, können sie lauter und kräftiger krähen als Hühner.
Auf dem Hühnerhof herrscht eine strenge Hierarchie
Dieselben Forscher von der Universität der japanischen Stadt Nagoya beschäftigten sich im Jahr 2015 erneut mit dem Verhalten von Hähnen. Nun konnten sie nachweisen, dass unter Hähnen eine strenge Hierarchie herrscht. Wenn es auf einem Hühnerhof mehrere Hähne gibt, setzt immer der Chef-Gockel das erste Kikeriki des Tages ab und er ist auch derjenige, der tagsüber am häufigsten kräht.
Es gibt vier unterschiedliche Arten von Kammhühnern, wobei das Bankivahuhn aus Süd- und Südostasien, lateinisch Gallus gallus, als direkter Vorfahre unserer Haushühner gilt. Die Krährufe der Wildhühner, aber auch die der unterschiedlichen Haushuhnrassen unterscheiden sich. Alle Haushühner krähen jedoch viersilbig, wobei die dritte Silbe betont wird.
Manche Hühnerrassen haben sich im Laufe der Jahrhunderte zu sogenannten Langkrähern entwickelt. Bei diesen Rassen kann das andauernde Krähen eines Hahnes bis zu 20 Sekunden und noch länger anhalten. Es soll tatsächlich Menschen geben, die das Kikeriki eines Hahnes als Lärmbelästigung empfinden.
In Frankreich gibt es ernsthafte Bestrebungen, das Hähnekrähen und andere, typisch ländliche Geräusche als schützenswertes Kulturerbe anzuerkennen.