10 Gründe, warum Software immer teurer wird

Software wird kontinuierlich teurer – dieser Trend zieht sich durch alle Bereiche der digitalen Welt. Von Bürosoftware über kreative Anwendungen bis hin zu Computerspielen: Überall müssen Nutzer tiefer in die Tasche greifen. Besonders deutlich wird dies bei Spielen für PC und Konsolen, wo AAA-Titel mittlerweile häufig 70-80 Euro kosten, während vor einigen Jahren 50-60 Euro noch Standard waren.

Die Erklärung warum Software teuer ist
Ist gute Software teuer? Oder sind unsere Preisvorstellungen längst unrealistisch geworden?

Die jüngste Vergangenheit zeigt zahlreiche Beispiele für signifikante Preissteigerungen. So erhöhte Microsoft im April 2023 die Preise für seine Microsoft 365 Cloud-Abonnements um etwa 11%. Adobe folgte diesem Trend mit einer drastischen Preiserhöhung von 40% für Acrobat Pro im Jahr 2022 und einer weiteren Erhöhung der Creative Cloud-Preise um 10% Ende 2023. Entwicklungen wie diese betreffen sowohl Privat- als auch Geschäftskunden und zeigen sich über alle Softwarekategorien hinweg.

Doch was sind die Gründe für die steigenden Preise? Hier sind die 10 wichtigsten Faktoren, warum Software teuer ist bzw. immer teurer wird:

1. Komplexere Entwicklung

Die Entwicklung moderner Software wird immer aufwendiger. Programme müssen heute mit verschiedenen Betriebssystemen, Geräten und Sicherheitsanforderungen kompatibel sein. Das erfordert nicht nur größere Entwicklerteams, sondern auch längere Entwicklungszyklen.

Hinzu kommen neue Technologien wie KI und maschinelles Lernen, die zusätzliche Expertise erfordern. Ein aktuelles Beispiel ist die Entstehung moderner Spiele-Engines wie Unreal Engine 5, die zwar bessere Grafik ermöglichen, aber auch deutlich komplexer in der Entwicklung sind als ihre Vorgänger.

2. Steigende Sicherheitsanforderungen

Die zunehmende Komplexität der Software-Entwicklung wird durch einen weiteren kostenintensiven Faktor verschärft: die Cybersicherheit. Sie ist mittlerweile zu einem der kritischsten Kostenfaktoren überhaupt geworden. 

Die globalen Ausgaben für Sicherheit und Risikomanagement sollen 2024 noch auf 215 Milliarden US-Dollar ansteigen – ein Plus von 14% gegenüber dem Vorjahr! Solche Investitionen sind jedoch dringend notwendig, um Bedrohungen wie Ransomware und Supply-Chain-Angriffe erfolgreich abzuwehren. 

3. Cloud-Infrastruktur

Während Sicherheit vor allem die Softwareentwicklung selbst betrifft, stellt die technische Infrastruktur eine weitere große Herausforderung dar. Die Verlagerung in die Cloud erfordert aufseiten der Softwareanbieter massive Investitionen in Serverinfrastruktur und Netzwerktechnologie. Unternehmen wie Amazon (AWS) oder Microsoft investieren Milliarden in den Ausbau ihrer Rechenzentren.Auch in Deutschland entstehen derzeit mehrere neue Cloud-Standorte. Die gewachsenen Kosten für Infrastruktur, Energie und nachhaltige Technologien werden dabei zwangsläufig an die Nutzer weitergegeben.

4. Kontinuierliche Updates

Software ist teuer, weil regelmäßige Updates entwickelt werden
Schon die Entwicklung guter Software ist teuer

Software ist längst keine “einmalige Entwicklung” mehr. Programme müssen heutzutage ständig aktualisiert und an neue Technologien angepasst werden. Neben regelmäßigen Sicherheitsupdates und Fehlerbehebungen kommen oft neue Funktionen hinzu. 

Die Kosten für diese kontinuierliche Weiterentwicklung sind erheblich: Unternehmen kalkulieren im ersten Jahr etwa 10% der ursprünglichen Entwicklungskosten für Wartung und Updates ein. Moderne Entwicklungsmethoden und automatisierte Tests erhöhen dabei zusätzlich die laufenden Ausgaben.

5. Künstliche Intelligenz und Machine Learning

Ferner ist es auch die Integration von KI-Funktionen, wie sie etwa Google erfolgreich einsetzt, die die Entwicklungskosten erheblich erhöht. Unternehmen benötigen nicht nur teure Hardware wie spezialisierte Prozessoren und massive Rechenzentren, sondern auch hochqualifizierte KI-Experten, deren Gehälter zu den höchsten in der Tech-Branche zählen. 

Die Verarbeitung und Speicherung der enormen Datenmengen, die für das Training von KI-Modellen benötigt werden, erfordert zudem eine kostspielige Cloud-Infrastruktur, wo wir wieder bei einem der vorangegangenen Gründe wären. 

Hinzu kommen kontinuierliche Investitionen in die Forschung sowie die Einhaltung neuer KI-spezifischer Regulierungen und ethischer Richtlinien, mehr dazu an anderer Stelle.

6. Gestiegene Nutzererwartungen

Nicht nur die technischen Anforderungen steigen – auch die Erwartungen der Nutzer haben sich grundlegend gewandelt. Moderne Software muss intuitiv bedienbar sein und gleichzeitig komplexe Funktionen bieten, um auf dem Markt zu bestehen. Diese hohen Anforderungen an User Experience und Interface-Design treiben die Entwicklungskosten also ebenfalls in die Höhe. 

Nutzer erwarten heute ein ästhetisch ansprechendes und nahtloses Benutzererlebnis über verschiedene Geräte hinweg. Die Entwicklung solch ausgefeilter Benutzeroberflächen erfordert wiederum spezialisierte Designer und UX-Experten sowie umfangreiche Nutzertests – Investitionen, die sich deutlich in den Entwicklungskosten niederschlagen.

7. Wandel der Vertriebsmodelle

Auch die Art, wie Software vertrieben wird, hat sich grundlegend verändert. Statt einmaliger Kauflizenzen dominieren heute Online-Vertrieb und verschiedene Lizenzmodelle. Ein deutlicher Trend zeigt sich etwa in der Verlagerung hin zu Abonnement-basierten Diensten (Software-as-a-Service, kurz: SaaS), wie zum Beispiel Adobe Creative Cloud oder Microsoft 365. Derartige Preismodelle sichern den Entwicklern zwar stabilere Einnahmen, erhöhen häufig aber auch die laufenden Kosten für den Nutzer.

Gleichzeitig entstehen neue Vertriebswege über spezialisierte Plattformen, auf denen sich Software-Lizenzen bzw. Produktschlüssel günstiger als direkt beim Hersteller erwerben lassen. So heißt es beispielsweise in den FAQ vom Anbieter Simplekey: „Die Keys werden von verschiedenen legalen Quellen (beispielsweise OEM-Keys oder Keys aus dem Ausland) besorgt und (…) weiterverkauft.“ Diese Entwicklung verdeutlicht die Spannung zwischen wachsenden Entwicklungskosten und dem Preisdruck durch alternative Vertriebsmodelle nur einmal mehr.

8. Digitale Bildung und Support

Software Support verursacht Kosten
auch Software-Support ist nicht kostenlos

Softwareunternehmen müssen heute mitunter umfangreiche Schulungsmaterialien und E-Learning-Angebote bereitstellen. Die Anforderungen an den Support sind nämlich deutlich gestiegen: Während früher meist eine einfache Dokumentation ausreichte, erwarten Nutzer heute Videos, interaktive Tutorials und einen schnellen persönlichen Support. 

Besonders bei komplexer Unternehmenssoftware können eigene E-Learning-Plattformen und Schulungsprogramme nötig werden. Die Investitionen in entsprechende Learning Management Systeme, Schulungsunterlagen und Support-Personal stellen aufseiten der Software-Anbieter einen weiteren erheblichen Kostenfaktor dar, der sich im Endpreis des Produktes niederschlägt.

9. Regulatorische Anforderungen

Neue Gesetze und Vorschriften, besonders im Bereich Datenschutz und Compliance, erfordern ständige Anpassungen von (etablierter) Software. Die EU hat in den letzten Jahren mehrere wichtige Regelungen eingeführt: 

Der Digital Services Act (DSA) und Digital Markets Act (DMA) verlangen von Plattformen zum Beispiel mehr Transparenz und einen faireren Wettbewerb. Die EU-Whistleblowing-Richtlinie fordert wiederum sichere Meldesysteme, und der kommende AI Act wird strenge Regeln für KI-Systeme aufstellen. Zusammen mit der bereits etablierten DSGVO zwingen diese Vorgaben Unternehmen zu erheblichen Investitionen in Compliance-Maßnahmen, Dokumentation und regelmäßige Audits.

10. Fachkräftemangel

Auf der anderen Seite bleibt auch die Softwareindustrie nicht vom Mangel an qualifizierten Fachkräften verschont, was insgesamt höhere Personalkosten bedeutet. Das durchschnittliche Jahresgehalt für einen erfahrenen Software-Entwickler in Deutschland liegt derzeit bei etwa 61.000 Euro brutto. Mit Lohnnebenkosten (ca. 21%) und weiteren Ausgaben für Ausrüstung, Weiterbildung und Benefits steigen die Gesamtkosten pro Entwickler schnell auf über 80.000 Euro jährlich.

Die Situation verschärft sich durch den Wettbewerb um Spezialisten: Erfahrene Entwickler können Stundensätze von 50 bis 75 Euro erreichen, bei Freelancern sogar bis zu 100 Euro und mehr. Zusätzlich fallen oft hohe Rekrutierungskosten an – externe Personalvermittler verlangen häufig 30% eines Jahresgehalts pro Vermittlung. Diese gestiegenen Personalkosten müssen Unternehmen zwangsläufig in ihre Produktpreise einkalkulieren.

Zusammenfassung: deshalb ist Software teuer – oder wird es noch

Die genannten Faktoren verdeutlichen, warum Software heute mehr kostet als früher – und dieser Trend wird sich mit ziemlicher Sicherheit fortsetzen. Besonders die Kombination aus steigenden technischen Anforderungen, verschärften Sicherheitsvorschriften und dem anhaltenden Fachkräftemangel treibt die Entwicklungskosten weiter nach oben. Moderne Lizenzmodelle wie Software-as-a-Service bieten zwar flexiblere Zahlungsoptionen, ändern aber nichts an den grundlegenden Kostensteigerungen.

Für Nutzer bedeutet dies, sich auf höhere Ausgaben für Software einzustellen. Allerdings gibt es Möglichkeiten, die Kosten zu optimieren: Der Vergleich verschiedener Lizenzmodelle, die Nutzung von Bildungsrabatten oder der Kauf über autorisierte Reseller können helfen, die Ausgaben zu reduzieren. Auch die Entscheidung zwischen Kauf- und Abo-Modellen sollte sorgfältig abgewogen werden – nicht immer ist das günstigere Monatsabo auf lange Sicht die beste Wahl.

Eines ist sicher: Software wird auch in Zukunft ein wichtiger Kostenfaktor bleiben. Die Investitionen spiegeln dabei die wachsende Bedeutung digitaler Lösungen in allen Lebensbereichen wider. Wer die verschiedenen Angebote und Lizenzmodelle clever nutzt, kann jedoch auch in Zeiten steigender Preise von hochwertiger Software profitieren.

Über den Autor
Autor Karl Wintermann

Karl berichtet als Redakteur bei warum-wieso.de über die verschiedensten Phänomene des Alltags. Neben dem Schreiben liebt er Kaffee und Schokolade.